Gen-Mais 1507: ''Ein Fest für die Raupen''


Während in Europa heftig über die von der EU-Kommission angekündigte Zulassung des Gen-Maises 1507 debattiert wird, sprechen Erfahrungen aus den Hauptanbauländern von Gen-Pflanzen eine deutliche Sprache: Versagen auf der ganzen Linie. Und das Bundesamt für Naturschutz warnt vor Gefahren durch 1507 für nützliche Insekten.
Ein Beitrag von report München zeigt in eindrücklichen Bildern das Versagen von 1507 in Brasilien: Massiver Raupenbefall. Die Bauern beklagen großflächige Ernte- und Einnahmeverluste von bis zu 30%. Demgegenüber stehen deutlich höhere Kosten für das Gentechnik-Saatgut. Nach wenigen Anbauperioden wurden die Schädlinge resistent, gegen die 1507 durch Produktion eines Giftes eigentlich gewappnet sein soll. Das Beispiel aus Brasilien ist keineswegs ein Einzelfall. In Puerto Rico wurde der Gen-Mais 1507 bereits 2007 vom Markt genommen. Nach nur drei Jahren des Anbaus waren Raupen des Heerwurms resistent gegen den Gen-Mais geworden.

Professor Antonio Andrioli, Mitglied der brasilianischen Biosicherheitskommission und Agrar-Berater der brasilianischen Regierung, nennt die Gentechnik "einen Rückschritt zu mehr Chemieeinsatz". Er geht davon aus, dass fast alle Bauern, die den Gentechnik-Mais anbauen, Probleme mit widerstandsfähigen Schädlingen und einem erhöhten Einsatz von Spritzmitteln haben. Der Mais 1507 von Dupont Pioneer / Dow AgroSciences scheint jedoch von der Resistenz-Entwicklung am stärksten betroffen. Genau das Gegenteil hatte die Gentechnik-Lobby immer versprochen. Die Konzerne profitieren doppelt: Zunächst verkaufen sie teures Saatgut, dann Spritzmittel. Deutsche Firmen sind entscheidend beteiligt, unter anderem Bayer verdient gutes Geld mit Gentechnik, ohne selbst Saatgut anzubieten. Bundeskanzlerin Merkel hat ein deutsches Nein zum Gen-Mais 1507 maßgeblich verhindert, ihre bekannte Nähe zur Chemieindustrie ist ein offenes Geheimnis.

Resistenzbildung bei Schädlingen ist kein gentechnik-spezifisches Problem, sondern insgesamt Ausdruck nicht-nachhaltiger Anbausysteme. Gen-Pflanzen spitzen dieses Problem aber massiv zu. Alle weltweit großflächig angebauten Gen-Pflanzen produzieren Insektizide und/oder tolerieren die Behandlung mit Herbiziden. Das führt früher oder später dazu, dass Schädlinge und Unkräuter Resistenzen entwickeln und immer mehr Gift eingesetzt wird. Dies ist bereits bei einer Vielzahl von Schädlingen und Unkräutern belegt. Die Agro-Gentechnik wird immer mehr zum Problem in der Landwirtschaft. Auch in den Zulassungsunterlagen für Gen-Pflanzen findet Resistenzbildung Erwähnung. Und zwar nicht als Risiko, sondern als Notwendigkeit: maximal "verzögern", nicht "verhindern" lässt sie sich demnach. Ein weiterer guter Grund, auf Gen-Pflanzen und das Wettrüsten auf dem Acker zu verzichten.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) warnt unterdessen: der Gen-Mais 1507 hat 350 Mal mehr Insektengift im Pollen als der bisher in der EU zugelassene Monsanto-Mais Mon810. Außerdem ist der gesetzlich vorgeschriebene Monitoringplan unzulänglich, eine Prüfung von Risiken für nützliche Insekten hat nicht stattgefunden. Das Gift des Gen-Maises könne auch auf Futterpflanzen geschützter Schmetterlingsarten gelangen. Wie das Gift auf solche Schmetterlingsarten wirkt, ist kaum untersucht. Die Daten, die das Herstellerunternehmen mit dem Antrag einreichte, beziehen sich laut BfN bis auf zwei Ausnahmen nur auf Schädlingsarten, die aus Naturschutzsicht wenig relevant sind. Die Behörde fordert strengere Sicherheitsvorkehrungen, sollte der 1507 tatsächlich angebaut werden.
FactSheet zum Gen-Mais 1507

Download Ratgeber

Mehr zur Bantam Aktion

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.